Äthiopien

Sehr kurzentschlossen buchen wir bei einer Reiseagentur in Addis Abeba einen 4tägigen Trip nach Äthiopien zum aktiven Vulkan Erta Ale in der Danakil Wüste und zu den farben-prächtigen Salzlandschaften Dalols. Uns erwarten einzigartige Natur-schauspiele bei Verzicht auf europäische Selbstverständlichkeiten wie Wasser, Toilette und Bett. Wir werden von Soldaten begleitet, da die Lage in der Grenzregion zu Eritrea sehr angespannt ist und es in der Vergangenheit zu tödlichen Überfällen und Entführungen kam. Nach 22 Stunden Anreise stehen wir am Fuße des Vulkans und versuchen den fehlenden Schlaf und den Temperaturunterschied von 37 Grad zu verkraften. In Deutschland ist gerade Winter. Die Danakil gehört zu den heißesten Orten weltweit. Nun noch 9 km den Vulkan hinauf und wir sind am Ziel. Der Erta Ale ist unser wichtigstes Highlight auf diesem Trip, denn er ist weltweit einer von nur 3 Vulkanen mit einem aktiven Lavasee, der für normale Menschen wie uns zugänglich ist. Bei Einbruch der Dunkelheit ziehen wir los und erreichen nach 4 Stunden Hast erschöpft den Rand des Hauptkraters. Normalerweise würden wir uns eine kleine Pause gönnen, doch der Gedanke an den Lavasee treibt uns vorwärts. Wir steigen steil zum inneren Krater hinab. Erkaltete Lavablasen lassen uns bis zu den Knien einbrechen. Der Wind treibt die beißenden Dämpfe zu uns herüber. Die Augen brennen. Die Atmung klappt nur widerwillig. Es sticht beim Luftholen in den Atemwegen. Dann stehen wir am Tor zum Innersten der Erde. Die brodelnde Magma schießt in Frontänen in die Höhe. Sie hat über 1.000 Grad. Die Hitze bringt die Plastiktüten in unserem Fotorucksack zum Schmelzen und die beißenden Schwefeldämpfe behindern nun noch stärker die Atmung und brennen so richtig fies in den Augen. Ein Spaziergang sieht anders aus. Vor lauter Faszination vergessen wir jedoch die Strapazen. Wir sind hellwach. Der Lavaspiegel des Sees variiert zeitweise sehr stark. Noch vor einer Woche ist die Lava über den Rand des Sees hinaus und den Hang hinunter geströmt, genau dort, wo wir jetzt stehen. Solch ein Ereignis geschieht ohne Ankündigung. Sollten wir uns 3 Meter vor dem Vulkansee stehend Gedanken machen? Wir reden uns ein, dass wir im Ernstfall schneller laufen als die Lava fließen kann, möchten es aber nicht testen müssen. Erst am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang bekommen wir ein Gefühl für die lebensfeindliche Umgebung ohne Busch- und Baumbestand.

Wohin wir schauen nichts als schwarze Lava, unser Reisetrupp und ein paar Kamele, die unseren sehr spärlichen Hausstand transportieren.

Die Mahlzeiten und die weiteren Übernachtungen unter freiem Himmel genießen wir meist in Dörfern, die nur aus einigen sehr einfachen Hütten aus Stöcken, Wellblech und Plastik-planen bestehen. Weit und breit gibt es keine Infrastruktur, auch kein Kanalisationssystem. Das wenige wertvolle Wasser kommt aus Kanistern oder Blechtonnen. Uns wird wieder mal klar, in welchem Luxus wir zu Hause leben.

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Immer wieder aufs Neue begeistern uns die scheinbar endlosen Kamel-karawanen, die uns unterwegs begegnen. Meistens trasportieren sie schwere Salzplatten, die in der Salzwüste händisch aus dem Boden gestemmt und bearbeitet werden.

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Äthiopien ist weltweit der größte Salzexporteur. Der Abbau und Transport des Salzes ist für Mensch und Tier eine extreme Belastung. Die Arbeiter schuften für einen Hungerlohn täglich 12 Stunden an 5 Tagen in der Woche bei bis zu 60 Grad in der sengenden Sonne. Die Tiere sind oft von den schlechten Haltungsbedingungen gezeichnet. Hier bedingt eins das andere. Wir werden von Minute zu Minute nachdenklicher. Dem Salz in unserer Küche werden wir von nun an mit mehr Wertschätzung begegnen.

Salz in ganz anderen Formen und Farben begeistert uns in Dalol, nur 15 km entfernt von der Grenze zu Eritrea. Der Grenznähe geschuldet ist auch hier die Anwesenheit von 2 freundlichen Soldaten auf dem Dach unseres Landcruisers, bewaffnet mit Maschinengewehren und Handgranaten. Deren Anwesenheit wird zur Nebensache, als wir uns im Farbenrausch der Salzkristalle von Dalol befinden. Auch hier erschweren die ätzenden Schwefeldioxiddämpfe das Atmen. Das Gebiet ist ebenfalls vulkanischen Ursprungs und überall blubbert es um uns herum. Wir halten die Finger lieber nicht in die dampfenden, farbintensiven Schwefelteiche, da wir uns wegen ihres Säuregehaltes und ihrer Temperatur unsicher sind. Erschöpft, aber glücklich erreichen wir nach 105 Stunden wieder Deutschland. Die erste Dusche nach Rückkehr ist für uns wie ein Geschenk. Nur 3 Stunden nach dem Flug sitzen wir wieder im Büro, und der Alltag in geordneten Verhältnissen hat uns wieder.   

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