Elefanten

Elefanten, für uns die heimlichen Herrscher der Savannen und sogar Wüsten, blicken wir in den Nordwesten von Namibia. Bei keinem Tier können wir intensiver die Verhaltensweisen beobachten. Tagelang sitzen wir an Wasser- und Schlammlöchern und verfolgen fasziniert ihre Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Dabei entstehen zig tausende Fotos.

Nicht immer sind die Beobachtungen ganz freiwillig. Einmal unterschätzen wir eine Situation am Chobe River völlig. Einer der Dickhäuter nähert sich unserem Jeep, um 3 Meter neben diesem am Ufer des Flusses in einem 2 x 2m großen Loch ein Schlammbad zu nehmen. Was will ein so großer Elefant in einer so kleinen Badewanne? Wir verhalten uns mucksmäuschenstill. Alle Fenster sind  offen. Der Motor abgestellt. Beim Blick in den Rückspiegel wird mir mulmig, der Puls steigt. Eine Herde von ca. 40 Elefanten mit 6 Babys nähert sich diesem winzigen Schlammloch. Eine Minute später sind wir umringt von all diesen Elefanten. Wir bewegen uns keinen Zentimeter und geben keinen Laut von uns. Die Kameras können wir vergessen, auch wenn der Auslöser auf leise eingestellt ist. Das riskieren wir nicht im Beisein der Babys. Sie stehen ganz nah an unseren Fenstern, so dass wir nur die Hand ausstrecken brauchen, um sie an ihrem Rüssel zu kraulen. Wir widerstehen der Versuchung. Das Schlammspektakel dauert 2 Stunden. Das ganze in der größten Mittagshitze ohne Schatten und wir im parkenden Wagen. Wenn 40 Elefanten in einem 2x2m Loch baden wollen, dann braucht das Vorhaben seine Zeit. Sie haben alle Spaß. Wir eher weniger. Vor uns der River und hinter uns die Uferböschung. An „Flucht“ ist nicht zu denken. Das einzige Bild entsteht mit den drei letzten Elefanten der Herde. Leider nur als Gegenlichtaufnahme.

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Erst am nächsten Morgen haben wir das wohltuende Gefühl, unser Puls bewegt sich im Normalbereich und der Adrenalinspiegel ist gesunken.

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Ebensowenig entspannt reagieren wir, als es 10 Meter hinter uns im Gebüsch knackt, während wir dabei sind, in der Nähe unseres Schlaf-platzes eine Mungofamilie mit Ihren Jungen zu fotografieren. Wir können im Busch nichts entdecken, nur die Geräusche wahrnehmen. Dann tritt ein ausgewachsener Elefantenbulle aus dem Gestrüpp. Bei uns setzt für wenige Sekunden die Schockstarre ein. Jetzt bloß nicht los laufen. Ruhe bewahren. Wir treten gaaaaanz lansam im Rückwärtsgang die Flucht an. Jetzt nur nicht auf Äste treten und Geräusche verursachen. Der Bulle ist total entspannt. Er nimmt seinen Lunch ein und folgt uns, noch immer kauend. Glücklicherweise sind es bis zum Jeep nur 20 Meter. Uns sitzt der Schrecken noch in den Gliedern. Jetzt wissen wir was es bedeutet, dass sich Elefanten unsichtbar machen können.

Ein ähnliches Erlebnis, allerdings in der Dämmerung an den Lynianti Sümpfen haben wir während der Dinnerzubereitung. Tisch und Stühle stehen im Schutz des Jeeps, damit uns im Reich der wilden Tiere nichts passieren kann. Direkt vor uns sind der Fluss und die Swamps. Ich drehe mich um und neben dem Jeep steht ein großer Bulle. Wir schauen an ihm hoch und fühlen uns furchtbar winzig. Er schlendert 5 Meter an unserem Tisch vorbei und missachtet unser Grünzeug auf dem Tisch. Er nimmt für die nächsten 3 Stunden ein Plantschbad und wir müssen auf einen erholsamen Abend am Lagerfeuer verzichten, denn die Suche nach Brennholz fällt heute aus.

Das ist inzwischen die fünfte Begegnung dieser Art und so langsam „gewöhnen“ wir uns respektvoll an die Dickhäuter auf Tuchfühlung. Es ist IHRE Heimat, wir sind die Eindringlinge. 

ElefantenHerzog
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