Jordanien

Das Haschemitische Königreich Jordanien, ein Land der Superlative. Die geschichtsträchtige Felsenstadt Petra, die Wüste Wadi Rum mit ihren wundervollen Gesteinsformationen und das Tote Meer suchen weltweit ihresgleichen vergeblich.

Wir besuchen Jordanien in einer Zeit, in der das Nachbarland Syrien von Krieg und Terror gezeichnet ist und Flüchtlingscamps im Osten zum Alltag gehören. Entsprechend wenig europäische Touristen begegnen uns auf unserer Reise durch dieses Bilderbuch-Land. Wir erkunden völlig entschleunigt und ungestört die sonst stark besuchte Felsenstadt Petra. Vor ca. 2000 Jahren schlugen die Hebräer diese Stadt in rote, unwirtliche Sandsteinwände. Dann waren die Römer da. Und heute stehen wir hier. Wir sind tief beeindruckt und sehr froh, dass diese Herrlichkeit zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Leider sind die Erbauer dieser Stadt zu Lebzeiten wohl sehr sportlich gewesen. Statt Fahrstühlen findet der oft zivilisationsgeschädigte Tourist zig tausende von Stufen im Fels vor. Diese bringen uns nach einigen Stunden an unsere körperlichen Grenzen. Es zwickt da und dort. Eigentlich überall. Die Heimreise schaffen wir stets nur mit tierischer Unterstützung von zwei freundlichen Kamelen.

So imposant die Stadt Petra ist, verlieren wir unser Herz doch an ein anderes Wunder – an das Wadi Rum. Selten haben wir in der Welt Plätze finden dürfen, die so viel Ruhe und Frieden ausstrahlen. Wir sind jeden Tag 24 Stunden allein im Sand und in den Felsgebirgen mit unserem gastfreundlichen Beduinen Fayez unterwegs. Dieser steuert seinen uralten Jeep

siegessicher durch den Tiefsand und zeigt uns stolz seine persönlichen Lieblingsplätze in seiner Wüsten-heimat. Natürlich alles seins.

Wir fühlen uns geehrt, dass wir hier sein dürfen und sind überwältigt von dieser perfekten Natur.

Es ist unser letzter Abend im Wadi Rum. Wir hocken entspannt auf einem Teppich vor dem Lagerfeuer unterhalb einer Felswand inmitten von sandigem Nichts unweit der saudischen Grenze. Über uns leuchtet die Milchstraße. Ungeplant besucht uns der Chef von unserem Beduinen-Guide, ein Krug mit 2 Liter frischer Kamelmilch unterm Arm. Morgen steht eine geführte Individual-Tour durch einen Canyon auf dem Programm. Er fragt nochmals nach, ob wir diese Tour wirklich machen möchten. Wieso denn nicht? Merkwürdige Frage. Wir fahren am nächsten Morgen ein paar Meter in einen sehr engen Canyon hinein. Die roten Felswände ringsherum ragen senkrecht nach oben. Na, unser neuer, noch sehr junger Guide wird schon wissen, wo es lang geht. Wie, dort hoch? Ungläubig starren wir nach oben. Ein Scherz? Leider nicht. Es wird die schlimmste und gefährlichste Kraxelei in unserem Leben. Nun verstehen wir auch die vorsichtige Fragerei. Irgendwann wird uns klar, es gibt kein Zurück, denn: schlimmer kann es nicht kommen. Oh doch, es kommt. Die Tour besteht aus Springen, Hochziehen, Schieben und Steigen.

Nach fast 5 Stunden kommen wir völlig ausgelaugt auf der gegenüberliegenden Seite der 300 Meter hohen Felsengebirgskette an. Ein Blick zurück und wir können es nicht glauben: Da sind wir drüber? Fayez begrüßt uns überschwenglich. Die Beduinen haben gewettet, wir schaffen es nicht. Tja, übergewichtige Flachlandbewohner wie wir sind zäher als viele denken. Und des Rätsels Lösung: Wir hatten die Tour wegen eines Fotos im Internet gebucht. Sah toll aus. Was wir nicht wussten: Die Fotounterschrift war falsch. Wir buchten leider nicht die Tour auf dem Foto, sondern die der Bildunterschrift. Dumm gelaufen.

Nach dem halsbrecherischen Erlebnis in den Felsgebirgen des Wadi Rum finden wir uns im Wadi Mujib an der Flußmündung zum Toten Meer wieder. Oje, das Klettern geht weiter. Uns schmerzen noch sämtliche Knochen von gestern. Jetzt nur nicht aufgeben. Erst heute konnte die Schlucht nach Monaten aufgrund des hohen Wasserstandes geöffnet werden. We are the first. Wir fühlen uns wie Weltentdecker. Das Wasser reicht nach 30 Minuten bereits bis zum Hals und die Strömung lässt den Gedanken an einen gemütlichen Spaziergang nicht aufkommen. Uns bleibt aber auch nichts erspart.

  

Auch das Fotografieren ist eine Herausforderung. Doch eins wissen wir heute schon: Wir kommen wieder. Dann hoffentlich sportlicher und mit einem Grundkurs in Arabisch. Inscha’Allah!   

  

JordanienHerzog
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