Pantanal & Bonito

Pantanal – eines der größten Binnenlandfeuchtgebiete der Erde im Herzen von Südamerika, mehr als 3000 km entfernt vom Amazonas. Seine Fläche ist fast so groß wie die der alten Bundesländer, aber kaum erschlossen und bewohnt. Sie ist Heimat von 650 Vogel-, 120 Säugetier-, 50 Reptilienarten und für viele andere Spezies. Dieses Ökosystem wird von 175 Flüssen gespeist, die zum Teil bis zu 600 m breit sind.

Auf unserer fast 4-wöchigen Nord-Süd-Durchquerung per Jeep und Boot sind wir zu Gast im Reich des Jaguars. Nach vielen Jahren in Afrika freuen wir uns auf spannende Begegnungen auf Augenhöhe mit den bis zu 140 kg schweren Großkatzen. Als Individualreisende dürfen wir die Naturschönheiten und die Tierwelt besonders intensiv erleben, aber auch den Komfortverzicht.

Allerdings ist uns beim Start unserer wasserreichen Fotoreise nicht klar, WIE hart wir hier für gute Aufnahmen arbeiten müssen, auch weil die Regenzeit in diesem Jahr 2 Monate früher einsetzt.

Dennoch gelingt es uns schon nach 4 Tagen spannungsreicher Suche, den 9. Jaguar beim Schwimmen, Jagen und Relaxen zu beobachten. Uns bleiben dafür Fotozeiten bis zu anderthalb Stunden. Traumhaft!

Der Preis dafür ist ein Paket aus 4:30 Uhr Weckzeit, bis zu 43 Grad bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit und zeitgleich fast 400 juckenden Insektenstichen, ca. 40 davon auf jedem Handrücken. Eine gute Chance, zusammen mit Anti Brumm Forte die eigenen Grenzen zu testen. Doch leider versagt die europäische Chemiekeule im Pantanal. Da helfen nur ungewöhnliche Alternativen wie der zweckentfremdete Einsatz der wasserdichten Packsäcke, die eigentlich für die Rettung der Kameraausrüstung bei Wassereintritt ins Boot vorgehen sind. Doch so sind zumindest die Beine und Füße vor den Mossi-Übergriffen geschützt.

Und dennoch: Das Pantanal ist traumhaft schön und mit seiner Flora und Fauna einzigartig. Wir treffen u.a. auf jagende Riesenfischotter, die lautstark über 2 km mit unglaublichen 40 km/h einen Eindringling verfolgen, der erfolgreich, aber voller Panik in seinen Augen um sein Leben schwimmt.

Wir lernen einen alten, gut genährten Jaguar-Mann kennen, der trotz eines blinden Auges sein Leben in der Wildnis meistert.

Wir beobachten einen Riesenstorch, der eine halbe Stunde braucht, um einen jungen Kaiman zum Frühstück zu verschlingen.

Wir begleiten Ameisenbären auf ihrem sportlichen Morgenspaziergang unter elektrifizierten Farmzäunen durch. Die einzigen Tiere im Pantanal, die mit ihrer klammernden Umarmung einen Jaguar töten können. Dies hat zur Folge, dass wir keines der Tiere näher als 2 Meter an uns ran lassen. Da Ameisenbären sehr schlecht sehen und der Wind für uns günstig steht, steuert der eine und andere Bär direkt auf uns zu. In solchen Momenten überkommt uns leichte Panik, da hilft auch die Sucht nach guten Fotos nicht. Zudem hat ein Ameisenbär sehr lange und scharfe Krallen an den Vordergliedmaßen. Mit denen kann er Mensch und Tier tödliche Verletzungen beibringen. Liebe Gesellen, mit denen im Ernstfall nicht zu spaßen ist.

Und wir lernen gierige Piranhas kennen, die im Blitztempo alles schreddern, was ihnen vor die Knabberleiste kommt.

Auf unserer sehr spannenden und abwechslungsreichen Reise durch das Nord- und Süd-Pantanal verschenken wir unser Herz jedoch an eine weniger populäre Spezies, die possierlichen Gürteltiere. Kleine, unerschrockene Gesellen, die einen guten Geruchs- und Gehörsinn haben, jedoch eine Brille brauchen. Wir nehmen ihnen auch nicht ihre zahlreichen und oft tiefen Erdlöcher übel, in die wir öfter mal unfreiwillig und schmerzhaft einen Fuß platzieren. 

Am Ende der Reise weilen wir noch einige Tage in Bonito, Ausgangspunkt für Tripps in den Nationalpark Sierra da Bodoquena. Bonito liegt inmitten der Region, die wegen ihres kräftig blauen, kristallklaren Wassers Karibik des Mitte-Westens genannt wird. Während der Schnorchelausflüge sind jede Menge Fische zu sehen.

Nachteil der Aktivität: dicker Neoprenanzug und Schwimmweste. Bei 40 Grad hat man während der Wanderung zu den Gewässern das Gefühl, in einem Dampfgarer zu stecken. Doch dort gibt es auch den grandiosen „Ara-Krater“ Buraco das Araras. In und um diesen 124 Meter tiefen Krater herum leben viele, herrlich rot leuchtende Grünflügelaras.

Ein Farbtraum für jedes Auge und ein unvergessliches Erlebnis, wenn eine Gruppe von bis zu 50 dieser stattlichen Papageien das im Durchmesser 500 Meter große Kraterloch laut kreischend überfliegt.

Fazit: Die großartigen Begegnungen und sehr schweißtreibenden Aktivitäten während unserer Reise möchten wir nicht missen. Dennoch stellen wir uns die Frage: Pantanal, die Serengeti Südamerikas? Uns zieht es wieder sehnsuchtsvoll nach Afrika.

Pantanal & BonitoHerzog
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