Raubtiere

Von allen Raubtieren schaffen es vor allem Katzen zu faszinieren. Ihre geschmeidigen Bewegungen, ihre Eleganz und Kraft wissen zu überzeugen. Oft wird jedoch verdrängt, dass diese Tiere auch eine „dunkle“ und sehr natürliche Seite haben, nämlich die als Jäger. Nach einem erfolgreichen Beutezug und den ersten Leckerbissen im Magen sehen sie meist weniger kuschlig und sympathisch aus.

Als ein Gepard ein junges Gnu reisst und dieses noch lebt, sind zwei andere Geparden bereits mit der Mahlzeit beschäftigt. Ihre Gesichter sind blutverschmiert. In diesem Augenblick hat einer von uns Zweibeinern ein emotionales Problem und verweigert das Fotografieren. Beim zweiten Gnu ist bereits alles entspannter. Am Ende doch nur ein Gewöhnungsprozess?

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Etwas wissen und etwas sehen sind eben doch zwei sehr verschiedene Aspekte. Glücklicherweise gibt es deutlich mehr Begegnungen der friedlichen Art.

Dringt das nächtliche Gebrüll eines Löwen an unsere Ohren, verlangt uns diese Tonlage nach wie vor Respekt ab. Noch mehr, wenn man gerade mit der frühmorgendlichen Katzenwäsche außerhalb des Jeeps beschäftigt ist und der Löwe einem gefühlt auf dem Schoß hockt. Dann hilft eventuell der Spruch „Er will doch nur spielen.“

Unvergesslich sind auch Momente, in denen wir im Jeep hocken, die morgendliche Kälte in den Knochen spüren und sehnsüchtig auf die ersten wärmenden Sonnenstrahlen warten. In wenigen Metern Entfernung liegen einige Katzen, die Augen geschlossen und recken ihre Gesichter ebenfalls genussvoll der Sonne entgegen. Auch ihnen ist offensichtlich kalt.  Solche Augenblicke haben etwas unglaublich Friedvolles und Entspanntes. Wir möchten sie nicht missen.

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Die absolut coolsten Räuber der Savanne sind für uns Hyänen. Selten haben Tiere so uninteressiert auf unser Näherkommen reagiert wie sie. Selbst dann, wenn sie mitten im warmen Sand auf der Piste liegen und klar ist: einer muss weichen. Da hilft auch kein Rufen oder Türen schlagen, nur brutales Hupen. Selbst unsere Begegnungen mit ihnen am Lagerfeuer verlaufen stets sehr entspannt, sogar für uns.

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Erstaunt sind wir immer wieder vom Pragmatismus der Löwinnen. Es kommt öfter vor, dass zwei Schwestern zur gleichen Zeit tragend sind. Das ist extrem praktisch für sie. Während eine der Mütter jagen geht, passt die andere auf die eigenen Babys und die ihrer Schwester auf. Haben die Kleinen Hunger, werden sie sogar von ihrer Tante gesäugt. Dabei werden Neffen und Nichten ebenso liebevoll umsorgt wie der eigene Nachwuchs. Das Gerangel an der Milchtheke ist für die Daheimgebliebene alles andere als entspannt. Da wird geschubst, gedrängelt und getreten. Die kleinen Racker sind nie allein, denn beim Jagen und Kinderhüten wechseln sich die beiden Löwinnen immer ab. Für die Kleinen eine hohe Sicherheitsstufe. Da haben Hyänen und andere Jäger keine Chance.

Es gibt Begegnungen, von denen träumt der Mensch seit Jahren. Bei uns sind es die Wildhunde. Es gibt sie nur in sehr wenigen Gegenden Afrikas und selbst in diesen Regionen ist eine Begegnung ein absoluter Glücksfall. Wir kennen Leute, die seit 20 Jahren auf der Suche sind. Wir müssen nur 8 Jahre auf sie warten. Wir haben das unfassbare Glück, ein großes Rudel mit 17 Tieren anzutreffen. Die raren Vierbeiner tummeln sich 3 Stunden direkt neben unserem Jeep. Reichlich Gelegenheit, ihr soziales Verhalten zu beobachten. Wir genießen jede Minute mit diesen Tieren. Einerseits haben sie eine hohe Sozialkompetenz, andererseits versuchen sie während des Herumtollens ständig, sich an die Kehle zu gehen oder in die Weichteile zu beißen.

Doch am Ende liegen sie alle friedlich im Abendlicht beieinander und blinzeln in die untergehende Sonne. Für uns Zeit für den Rückzug. Wir sind noch lange wie in Trance und können es kaum glauben: 3 Stunden Wildhunde pur. Und niemand hat uns dabei gestört.

Es gibt Begegnungen, die hauen uns auch deshalb um, weil wir mit ihnen erst gar nicht gerechnet haben. Als wir zwei 2 Wochen junge, von ihrer Mutter verlassene Cheetahbabys auf einer Farm kennen lernen, sind wir wie hypnotisiert. Emotionen pur.

Ein Jahr später begegnen wir uns wieder. Die Faszination ist ungebrochen und die Wiedersehensfreude riesig. Doch nun hat das Spielen mit den Halbstarken schmerzhafte Konsequenzen, denn  Geparden können ihre Krallen nicht einziehen. Und ihre Zunge, vor einem Jahr noch Baby-Qualität, ist nun rau wie Schleifpapier. Bereits nach einer Minute Lecken fehlen die oberen Hautschichten und das Blut kommt durch. Wir haben es lachend hingenommen, schließlich spielen wir nicht jeden Tag mit Geparden.

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