Primaten

Als wir mit der Gestaltung von Wand- und Tischkalendern begannen, wollten wir erst einmal Erfahrungen sammeln. Wir entschieden uns für Berggorillas und „gemischte Affen“ als Fotomotive, da nach unserer Einschätzung zu ihnen eine geringere Nachfrage besteht. So dachten wir. Das sehr übersichtliche Angebot an Primatenkalendern im Netz schien unsere Meinung zu bestätigen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Offen-sichtlich teilen wir unserer Begeisterung für Gorilla & Co mit vielen unserer Mitmenschen.

Diese Begeisterung hat uns nach Runda gezogen. Ruanda, das Land der 1000 Hügel und Heimat der Berggorillas. Sie gehören zu den seltensten Menschenaffen überhaupt. Es sind die letzten ihrer Art. Ihr Bestand ist nach dem Bürgerkrieg 1994 wieder auf knapp 900 Tiere angewachsen, doch noch immer gelten sie als eine vom Aussterben bedrohte Art und werden rund um die Uhr von Wildhütern geschützt.

Sie leben in über 3000 m Höhe in den Virunga Bergen an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo.  Der Zugang zu ihrem Lebensraum ist insbesondere nach Regenfällen sehr beschwerlich. 

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Infolge der Kriegswirren galt Ruanda jahrelang als unsicheres Reisegebiet. Umso größer ist die Freude, als wir endlich im Flieger von Dar Es Salam nach Kigali sitzen, der Hauptstadt Ruandas. Wir können unser Glück kaum fassen. In 24 Stunden würden wir die Chance bekommen, diesen einmaligen Geschöpfen zu begegnen. Und hoffentlich auch einem dieser schwergewichtigen Silberrücken. Solch ein friedlicher Koloss bringt bis zu 200 kg Lebendgewicht auf die Waage. Das ringt einem Respekt ab.

Wir haben das außerordentliche Glück, ihnen in ihrem natürlichen Lebensraum zu begegnen. Vor Ort finden wir sehr gute Bedingungen zum Fotografieren. Die elfköpfige Gorillafamilie hat sich auf einer sonnigen Wiese im Wald zur Nahrungsaufnahme und anschließendem Nickerchen nieder gelassen.

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Wir stehen nur 5 Meter vom Geschehen entfernt und können die Situation kaum begreifen. Es ist noch viel phänomenaler, als wir es uns je erhofft haben.

Allerdings wissen wir nun auch was es bedeutet, wenn der Fotografen-ehrgeiz einen zu sehr packt und man unbeabsichtigt – nur wenige Zentimeter – in die Sicherheitszone einer hochschwangeren Gorilladame eindringt. In diesen Sekunden vergessen wir vor Schreck das Fotografieren. Zum Glück gelingt es unserem Guide, die aufgebrachte Gorilladame in deren Sprache zu besänftigen. Die Verständigung in „Gorillisch“ verläuft definitiv erfolg-reich, denn die Verärgerte lässt von uns ab.

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Der Besuch dieser Gorillafamilie mit den beiden Silberrücken und besonders die vier quirligen Gorilla-kinder werden uns immer in Erinnerung bleiben. Es ist für uns die bislang emotionalste Erfahrung mit Tieren. Wir werden noch oft und in großer Dankbarkeit an diese sehr „menschliche“ und gefühlvolle Begegnung zurück denken und betrachten diese als Privileg.

Vielen mag die „Eintrittsgebühr“ für eine Stunde Gorillabesuch unver-hältnismäßig hoch erscheinen. Doch der Aufwand zum Schutz dieser Tiere ist enorm hoch. Mit diesem Wissen würden wir ohne Zögern auch mehr für einen Besuch zahlen.

Neben den Berggorillas gibt es hier noch eine weitere Attraktion, die Goldmeerkatzen (Golden Monkeys). Sie sind eine Unterart der Diadem-meerkatzen und nur in den dichten Bambuswäldern an den Vulkanbergen zu finden. Auch sie gehören leider zu den bedrohten Tierarten. Die Gruppe in den Virunga Bergen gilt als die einzige überlebensfähige Gruppe dieser seltenen Tierart. Diese Meerkatzen können sich in dem dichten Bambuswald extrem flink bewegen. Selbst für Tierfotografen kein leichtes Ziel. Auch für sie bekommt man nur eine Stunde Zeit zum Beobachten und Fotografieren. Es lohnt sich!

PrimatenHerzog
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