Reptilien & Insekten

Es gibt Tiere,  auf deren Anwesenheit viele Reisende in ihrem Leben ganz verzichten können. Dazu gehören jede Menge Krabbelkäfer, Spinnen, Schlangen und ähnliches Getier. Darum ist es für uns meist schwierig, unsere Begeisterung für Kobras oder Mambas mit anderen zu teilen. Ungeachtet der Faszination haben wir sehr großen Respekt vor Giftschlangen. Als sich uns im Okavango Delta eine Boomslang in Augenhöhe bis auf 2 Meter nähert, sind wir über ihr Gehen mehr erfreut als über ihr Kommen. Doch Fotos sind ein Muss und die Gefahr ist für einige Minuten vergessen.

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Wenn es um Schlangen geht, amüsiert uns immer wieder die panische Angst der Einheimischen vor ihnen. Schlangen sind Geschöpfe des Teufels, auch die nicht gefährlichen. Das hören die Menschen dort sonntags in den Predigten der Geistlichen. Als wir mit unserem Guide Wilson in einem von Touristen wenig frequentierten Wildreservat im nördlichen Kenia auf 4 Rädern unterwegs sind, schlängelt sich eine Schwarze Mamba kurz vor dem Jeep über den steinigen Weg. Den Kopf hoch erhoben, hat sie ein wahnsinns Tempo drauf. Wir rufen „stoooop“, und Wilson fährt noch 50 Meter weiter, bevor er bremst. Er hält nur unwillig an. Aufgeregt erklärt er uns, dass Schlangen manchmal in den Motorraum geschleudert werden und ein Risiko darstellen können. Er würde lieber weiterfahren. Wir nicht. In einem Busch entdecken wir die Mamba. Sie ist vor Schreck ins Geäst geflüchtet. Wir überlegen, ob wir wegen eines Fotos aussteigen sollen. Wilson schaut uns entsetzt an und hält uns für verrückt. Er versucht, uns von unserem Vorhaben abzuhalten. Da das Gras sehr hoch ist und Mambas sehr schnell sind, verzichten wir schließlich auf eine spektakuläre Begegnung. Das nächste Krankenhaus ist 6 Stunden Fahrtzeit entfernt. Das würde im Notfall nicht reichen. Gerne würden wir mal – mit entsprechendem Sicherheitsabstand – einer Kobra begegnen. Wir finden diese Schlangen wunderschön. Eines Morgens erzählte uns Wilson vom nächtlichen Tumult in den Unterkünften der Fahrer. Eine Kobra hatte sich verirrt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte sie es auf die dort lebenden Mäuse abgesehen und nicht auf die Menschen. Leider musste sie diesen Ausflug mit ihrem Leben bezahlen. Sicherlich wäre diese Konfrontation auch friedlich zu regeln gewesen. Totschlagen ist für uns normalerweise keine Lösung. Mit einer Ausnahme, doch dazu später. Kobras haben wir in Ostafrika bis heute nicht gesehen, dafür in Namibia. Leider haben wir eine von ihnen auf dem Gewissen. Eine Capekobra liegt im hellen Sand, genau auf unserer Fahrspur. Das Bremsmanöver kommt leider zu spät. Sie wird von einem der Räder erfasst und an die Beifahrertür geschleudert.

Mit der anderen Kobra haben wir mehr Glück, sie übersteht die Begegnung mit uns schadlos. Wir auch. Im Jeep bei offenem Fenster. Zum Speihen hat sie keine Lust. Trotzdem wagen wir keine Frontal-aufnahme, nur im Profil. Besser ist besser.

Doch auch unsere Tierbegeisterung kennt Grenzen. Wer schon einmal mit einigen tausend (flugfähigen!) Käfern in einer Schlafzelle von 2 x 3 Metern zzgl. 2 Meter Höhe genächtigt hat und das zwangsweise für mehrere Nächte, der kann uns sicherlich verstehen. Beim Anblick dieser Massen setzt bei uns für drei Tage unser „Überlebenswille“ und damit die Mordlust ein. Wir erwischen die Plagegeister überall: im Kopfkissen, in der Kühlbox, im Fotorucksack. Ist einer tot, scheinen 100 nachzukommen. Mit jedem neu entdeckten Käfer steigt bei uns Tierfreunden die Antipathie und die Motivation zur Vernichtung. Für drei Tage herrscht in unserem Jeep Krieg und damit der Ausnahmezustand.

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Da beobachten wir doch viel lieber die farbenprächtigen kleinen Echsen, die für viele Gebiete Afrikas charakteristisch sind. Dem Betrachter bietet sich hier eine schier endlos erscheinende Farbpalette mit den verschiedensten Farbkombinationen. Sehr viel Spaß haben wir auch mit den pelzigen rotbraunen Raupen vor unserer Terrasse, direkt an der Westküste Südafrikas. Geschickt klettern sie auf den bodenbedeckenden Pflanzen umher. Deren Blätter sind dickfleischig und sehr saftig. Ein Festmahl für die 8 bis 10 Zentimeter großen Wuschelmonster. In Windeseile vertilgen sie Blatt für Blatt. Die Fresswerkzeuge stehen nicht still. Schnell ist klar: beim Fotografieren müssen es nicht immer die großen Tiere sein. Die Kleinen sind oft sogar anspruchsvoller, was nicht nur an den zum Teil extrem ungesunden Verrenkungen beim Fotografieren am Boden liegt.

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