Südafrika

Nachdem wir in den letzten Jahren kaum ein Land im südlichen und östlichen Afrika ausgelassen haben, drängte sich uns der Gedanke auf, wir müssten auch mal in die Kapregion reisen. Beim Betrachten von Fotos im Netz beschlich uns der Gedanke, es KÖNNTE auch dort schön sein. Allerdings gab es in unseren Köpfen ein Problem: Südafrika war für uns „Mallorca light“. Touristisch voll erschlossen, die Straßen asphaltiert, die Supermarktregale gefüllt mit deutschen Markenprodukten, übervolle Weinkeller, das nächste Krankenhaus in Reichweite, eine Toyota-Werkstatt gleich um die Ecke, überall sauberes Trinkwasser und Strom. Wo bleibt da das  große Abenteuer für zivilisationsgeschädigte Mitteleuropäer?

Wir packen statt der Rucksäcke eine Art Koffer mit Rollen und fliegen mit gemischten Gefühlen nach Kapstadt. Wenn wir Golf spielen würden, hätten wir wahrscheinlich auch noch den Golfschläger eingepackt, so verunsichert wie wir waren. Wir in Kapstadt! Doch im September bis Oktober erwarten den Besucher Wale mit ihren Kälbern, der weiße Hai, Pinguine, prachtvoll blühende Fynboss-Landschaften und jede Menge Meer. Dieser Gedanke wirkt geradezu beruhigend auf uns.

Kapstadt empfängt uns mit offenen Armen und schönem Wetter. Wir erleben traumhafte Wochen. Unsere Ausbeute sind viele schöne Fotos und Erinnerungen. Jederzeit gerne wieder. Natürlich haben wir auf unserer touristischen Route unseren Toyota-Jeep, den Straßenstaub und das kunterbunte Treiben entlang unserer Route vermisst. Dafür haben wir viele freundliche und recht fröhliche Menschen kennen lernen dürfen, die uns manchmal ins Grübeln brachten.

Südafrikaner sind gesellige Menschen und genießen bereits zur Mittagszeit die erste Flasche Rotwein, selten sind dabei mehr als zwei Personen pro Flasche beteiligt. Wir sollten bei unserer nächsten Kap-Reise vorher ins „Trainingscamp“.

Wussten Sie schon? (Angaben für 2013)

Sonnenstunden:
Kapstadt: 3.100     Berlin:  1.500

Fläche in Mio. km²
Südafrika: 1,22      Deutschl.:  0,36

Niederschlag in mm:
Südafrika: 282        Deutschl.:  700

Durchschnittseink. EURO (brutto):
Südafrika: 5.520     Deutschl.:  28.800

Einwohner/km²:
Südafrika: 43        Deutschl.:  226

Amtssprachen:
Südafrika: 11     Deutschl.:  1

Wein-Export (Mio. Hektoliter):
Südafrika: 5,3     Deutschl.:  1,3

Inzwischen reisen wir jedes zweite Jahr ein Mal nach Südafrika und bekommen heimatliche Gefühle, wenn wir das Flugzeug verlassen. Für uns nach dem Berufsleben eine echte Alternative zu Deutschland, wenn dort die von uns ungeliebte und oft sonnenlose Winterzeit Einzug hält. Eine extreme Entwicklung unserer Interessen, wenn wir an unsere anfängliche Skepsis gegenüber dieser Region denken. Allerdings haben wir es bis heute nicht geschafft, den Südafrikanern beim Weinkonsum Paroli zu bieten. Damit sind wir nach wie vor massiv überfordert. Doch wir haben es geschafft, uns vor Ort etwas die Gelassenheit und Lebensfreude der dortigen Bewohner anzueignen und mehr zu leben statt nonstop herum zu reisen.

Kaum ein anderes Land bietet uns solch eine breite Vielfalt an Möglichkeiten: Meer, Berge, endlose Strände, Halbwüsten und eine reiche Tierwelt vom Pinguin bis zum Elefanten.

Nicht zu vergessen das gute Essen, das exzellente Weinangebot und viele kleine, schnuckelige Restaurants und Cafés mit viel Charm und Charakter.

Was ebenfall sehr abwechslungsreich sein kann, ist der Straßenverkehr. Besonders seine Teilnehmer, die gelegentlich aktiver an diesem teilnehmen, als es dem einen oder anderen Autofahrer recht ist. 

Und manchmal ist die Beseitigung von Verkehrsteilnehmern eine unsichere Sache. Nämlich dann, wenn es sich um Schlangen handelt. Unser Exemplar ist ca. 1,60 m lang und liegt regungslos quer zur Fahrtrichtung mitten auf der engen Straße auf dem warmen Asphalt. Der nächste Fahrer würde sie überfahren. Das lassen wir als echte Tierfreunde nicht zu. Einer von uns steigt aus und der andere beäugt aus dem offenen Fenster die Schlange. Wortwechsel: Lebt sie noch? Ja. Du musst näher ran. Ist sie giftig? Zu 95% nicht. Wohl eher eine junge Würgeschlange. Und die restlichen 5% sind mein Risiko? Tja.  Hast du mal einen Stock? Ich sehe keinen. Kannst aber das Stativ nehmen. Unterdessen hält ein Polizeiauto. Ob die uns helfen? Die beiden Polizisten sind nicht zum Aussteigen zu bewegen. Auch das Fenster lassen sie vorsichtshalber oben. Die Polizei, dein Freund und Helfer! Die Schlange mag die Berührungen mit dem Kamerastativ nicht, hebt ihren Kopf und zischt böse. Dann kommt Bewegung in den Körper. Letztendlich kriecht sie dann doch los. Allerdings unter unser Auto. Wir müssen noch eine halbe Stunde warten, bis sie ins Gebüsch verschwindet. Dann ist das Schauspiel vorbei und auch die Polizisten setzen ihre Fahrt fort.  

Inzwischen können wir unsere Begeisterung mit Menschen teilen, die bislang zwischen Malle, Toskana und Sylt gependelt sind. Wenn das nicht für Südafrika spricht!

SüdafrikaHerzog
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